Wir über uns

150 Jahre Stenografie in Hörde

Am 15. Mai 1867 gründeten acht Hörder Bürger des "Gabelsbergerschen Stenografenverein". Sie waren die langen Wegen nach Dortmund leid, wo sie drei Jahre vorher die Mitbegründer des Vereins "Dortmund von 1864" waren. Diese beiden Vereine waren es auch, die dann 1869 in Gemeinschaft mit den Vereinen Bochum und Burgsteinfurt den "Westdeutschen Stenografenverband" gründeten.

Gelehrt und gelernt wurde damals nach dem System "Gabelsberger". Man war von den Vorteilen dieses Systems überzeugt. Deshalb war es auch kein Verrat an Gabelsberger, dass sich der Hörder Stenografenverein, als einer der ersten Vereine in Deutschland, auf die 1924 geschaffene "Deutsche Einheitskurzschrift" umstellte. Dies zeugte von großer Umsicht und sachkundigem Weitblick der damaligen Vereinsführung, was insbesondere der Tatkraft und dem Geschick des im Jahre 1979 verstorbenen Ehren- vorsitzenden Emil Schemmerling, der 29 Jahre den Verein leitete, zu verdanken war. Er war 69 Jahre Mitglied und hat dem Verein vor allem durch seinen unermüdlichen Einsatz in den Wirren nach den beiden Weltkriegen hervorragende Dienste geleistet.

Bemerkenswert war auch in der Zeit seine Haltung gegenüber der NSDAP, denn er hatte sich geweigert, den Verein durch Gleichschaltung in den dazu geschaffenen Bereich einzubringen.

Deshalb musste er hochnotpeinliche Verhöre in den damaligen Diensträumen der NSDAP in der Benninghofer Straße über sich ergehen lassen. Um sich und den Verein vor Schaden zu bewahren, hat er schließlich den Verein "zum Ruhen" gebracht.

Helmut Knoch und Hermann Baumgarten, die seit 1931 bzw. 1933 bereits aktiv waren, nahmen nach der Wiederbelebung der Vereinstätigkeit im Jahre 1946 die Aufgaben als 2. Vorsitzender, Kassierer, Schriftführer und Übungs- und Unterrichtsleiter wechselweise war.

Von 1958 bis 1971 leiteten sie als 1. bzw. 2. Vorsitzender den Verein. In dieser Zeit hatte der Verein seine größten Erfolge und die höchste Mitgliederzahl von weit über 300.

Schriftfreund Karl Romczik wurde 1950 mit 300 Silben pro Minute Stadtmeister von "Groß-Dortmund" und seine jetzige Ehefrau Edith als 17jährige mit 220 Silben Stadtjugendmeisterin. 1956 wurden Hubert Hübner und Anita Hippler Stadtmeister. Zwei Jahre später, 1958, stellte der Verein mit seinem jetzigen 2. Vorsitzenden Bernd Stumpe, den Stadtjugendmeister. Zu dieser Zeit schrieben über 15 Mitglieder 200 bis 300 Silben in der Minute.

Im Jahre 1950 begann der Verein neben Kurzschrift auch den Unterricht und die Weiterbildung im Maschinenschreiben. Die Finanzierung der ersten Schreibmaschinen war damals besonders schwierig. Der damalige Vorstand meisterte indes auch diese Probleme.

Auch im Maschinenschreiben erzielte der Verein mit den Meisterschreiberinnen Renate Hansmann, Renate Ramm, Elsbeth Guttmann und Ute Baumgarten und anderen mehr in vielen Wettbewerben große Erfolge.

1971 verjüngte sich der Vorstand. Die Leitung des Vereins übernahm Schriftfreund Werner Oppermann, der dieses Amt bis 1991 beibehielt. Ihm zur Seite stand seit 1983 als 2. Vorsitzender Bernd Stumpe.

Alle verdienten Mitarbeiter hier aufzuführen, würde den Rahmen dieses Berichtes sprengen. Die Arbeit zweier Schriftfreundinnen, die die Kassengeschäfte seit fast 30 Jahren führen, ist jedoch aus der Vorstandsarbeit nicht wegzudenken und verdient besondere Würdigung. Es sind Renate Hansmann und Marianne Zuchowski.

Schon immer hat die Vereinsführung besonderen Wert auf die Aus- und Weiterbildung von Unterrichts- und Übungsleitern gelegt. Zahlreiche Mitglieder waren oder sind staatlich geprüfte Lehrkräfte für Kurzschrift, Maschinenschreiben und Bürokommunikation. Die langjährige Erfahrung erprobter Praktiker sowie junge qualifizierte Unterrichtsleiterinnen bieten die Gewähr für guten und erfolgreichen Unterricht.

Seit dem 01. Januar 1977 gehört der Verein zusammen mit fünf weiteren Dortmunder Stenografenvereinen der förderungswürdigen Weiterbildungseinrichtung "Steno 64" an. Durch gesetzliche Auflagen mussten ab 1983 neben den traditionellen Fächern Kurzschrift und Maschinenschreiben auch noch weitere Bereiche in das Unterrichtsprogramm aufgenommen werden. Diese waren insbesondere Deutsch, Staatsbürgerkunde und Rhetorik sowie ein größerer Kreativbereich.

Zu diesem Zeitpunkt konnte keiner der Verantwortlichen ahnen, dass der Kreativbereich einmal ein wesentlicher Bestandteil der Vereinsarbeit würde.

Die mit großem Engagement und Sachverstand tätige Kursleiterin Karin Mengs trug mit ihren immer wieder neuen Ideen wesentlich zu stets interessanten Kursangeboten bei.

In mittlerweile mehr als 100 Kursen haben mehr als 1.300 Teilnehmer eine nicht nennbare Zahl kleiner und großer "Kunstwerke" der verschiedensten Richtungen geschaffen.

Allein war der große Aufgabenbereich auf Dauer aber nicht zu schaffen und so bekam Karin Mengs 1995 Verstärkung durch Beate Schaake, die neue, bisher nicht erschlossene Betätigungsfelder einführte.

Dass die moderne Zeit auch im traditionsreichen Verein nicht vorbeigegangen ist zeigt die Einführung von Computerkursen für Textverarbeitung. Ein Vergleich des Einstiegs in eine neue Ära wie 1950 mit dem Maschinenschreiben ist durchaus angebracht.

Als vorläufig letzte Ausweitung des Kursangebots stehen Sprachkurse in Englisch. Wie das starke Interesse an den verschiedenen Kursen zeigt, liegt der Verein auch hiermit voll im Trend.

Insgesamt ist der Stenografenverein "Hörde 1867 E. V." nach wie vor eine qualifizierte Ausbildungsstätte. Diese Tatsache ist auch der Öffentlichkeit nicht verborgen geblieben, was der rege Zuspruch zu den Lehrgängen und Kursen beweist.

1991 fand erneut ein Wechsel an der Spitze der Vereinsführung statt. 20 Jahre nachdem er die Leitung des Vereins übernommen hatte, gab Werner Oppermann den Vorsitz an Jörg Bauer ab. Seit diesem Zeitpunkt kümmert er sich als Lehrbeauftragter des Vereins um die schwierige Aufgabe, Lehrkräfte, Teilnehmer und Termine in Einklang zu bringen.

Am 29.09.1995 verstarb im Alter von 76 Jahren der langjährige 2. Vorsitzende Hermann Baumgarten, der jahrzehntelang zusammen mit Helmut Knoch die Geschicke des Vereins geleitet hatte.

1996 wurde der Kreativbereich um die Themen Aquarellmalerei und Patchwork ausgeweitet. Als neue Kursleiterinnen konnte Brigitte Liebau gewonnen werden. Aufgrund der ungewöhnlich großen Nachfrage mussten weitere Kurse für Einsteiger eingerichtet werden, die seitdem von Christel Donner betreut werden.

Auch das klassische Unterrichtsfeld wurde den Entwicklungen der Zeit angepasst. Nach langer Vorlaufzeit startete am 16.04.1996 der erste PC-Kurs für Textverarbeitung im Goethe-Gymnasium.

Am 15.05.1997 beging der Verein sein 130jähriges Jubiläum. anders als in der Vergangenheit wurde das Jubiläumsfest nicht in Dortmund sondern in Soest begangen und von allen Teilnehmern begeistert angenommen.

Nach langer schwerer Krankheit verstarb vom 03.04.1998 der langjährige Vereinsvorsitzende und Lehrbeauftragte Werner Oppermann. Sein unermüdlicher Einsatz für den Verein, sein Fachwissen und das Engagement für die Sache der Stenografie und des Maschinenschreibens werden immer unvergessen bleiben.

Mit Helmut Knoch, neben Hermann Baumgarten jahrelang Führungsduo des Vereins, verstarb am 09.04.2002 einer der letzten Zeitzeugen, die dem Verein jahrzehntelang die Treue gehalten hatten.

Im Mai 2002 feierte der Verein sein 135jähriges Bestehen.

Im folgenden Jahr startete der Verein seinen Internetauftritt. Erstmals konnten Informationen über Kurse, Lehrinhalte und aktuelle Neuigkeiten einem großen Publikum zugänglich gemacht werden. Nach der Neugestaltung der Seite im Mai 2006 konnten auch Fotos der Studienfahrten und sonstigen Veranstaltungen aus der Fotogalerie abgerufen werden.

Fast 10.000 Interessenten haben bisher unsere Seite besucht und sich über den Verein, das Kursangebot und sonstige Themen informiert.

2007 war das Jahr des 140jährigen Bestehens des Stenografenvereins Hörde 1867 e. V. Der Tradition und dem Ursprungsort entsprechend, wurde die Jubiläumsveranstaltung mit einem Rundgang durch das historische Hörde begangen und fand seinen Abschluss in der Traditionsgaststätte „Zum Treppchen“.

Das Thema des Jubiläums 2012 war einer großen Dortmunderin, nämlich Henriette Davidis gewidmet. Im Oldtimerbus begaben sich die Vereinsmitglieder auf Spuren ihres Wirkens. Beginnend bei ihrem Grab auf dem Ostfriedhof in Dortmund ging es zu ihrem Geburtsort nach Witten-Wengern, wo vor allem der Besuch des Museums Einblicke in ihre Zeit und ihr Schaffen gab.

Mit einem typisch Dortmunder Essen, dem Pfefferpotthast, endete der Jubiläumstag im Hotel Pullmann in Dortmund.

Neben den noch verbliebenen Kursen hat sich ein breit gefächertes Programm von Studienfahrten und Studienveranstaltungen etabliert. Die qualitativ anspruchsvollen Veranstaltungen erfreuen sich großer Beliebtheit und sich stets ausgebucht.

Seit dem letzten Jubiläum sind die Probleme sicher nicht einfacher geworden. Der Konkurrenzdruck zwischen den einzelnen Anbietern von Weiterbildungskursen ist gewachsen, die Anstrengungen, Teilnehmer für die einzelnen Kurse zu gewinnen, sind nicht kleiner geworden.

Die Stenografie hat ihre Bedeutung im täglichen Berufsleben schon seit vielen Jahren verloren und wird nicht mehr zurückkommen.

Die Schreibmaschine als Relikt vergangener Zeiten ist fast nur noch im Museum zu besichtigen.

Das Tastschreiben hat daher im Büroalltag auch nicht mehr den Stellenwert wie früher.

Wer sich allerdings der Mühe unterzogen hat, das Tastschreiben zu erlernen und mit 10 Fingern über die Tastatur am PC flitzt, weiß die Vorteile, Geschwindigkeit und Ergonomie dieser Technik zu schätzen.

Die früher sehr stark frequentierten Kurse im Bereich der kreativen Tätigkeiten sind in unserem Verein ebenfalls auf dem Rückzug.

Ein schier unübersehbares Angebot macht es uns schwer, mit den vielen anderen Anbietern Schritt zu halten.

Der vor vielen Jahren eingeführte und mittlerweile perfektionierte Bereich der Studienfahrten und Studienveranstaltungen gleicht die fehlenden Aktivitäten in den übrigen Bereichen allerdings mehr als aus.

Der Verein als mitgliedergetragene Einrichtung wird in einigen Jahren nicht mehr existent sein.

Der erhoffte junge Nachwuchs ist nicht in Sicht und so teilen wir das Schicksal anderer Vereine mit heute noch vermeintlich attraktiveren Zielen.

Trotz aller düsteren Zukunftsprognosen brauchen wir eins allerdings nicht:

Unsere Erfolge in vielen Jahrzehnten fruchtbarer Arbeit kleinzureden.

Wir haben phantastische Arbeit im Zuge der Ausbildung für Jung und Alt geleistet, Firmen, Industriebetriebe und Verwaltungen mit hervorragend ausgebildeten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern versorgt.

Auf diese Erfolge können wir stolz sein und genussvoll unser 150jähriges Jubiläum feiern